adis e.V. gibt sich neue Vorstandsstruktur und verabschiedet den Co-Vorsitzenden Lutz Adam

Bericht der Mitgliederversammlung vom 11.11.2021

Der Verein adis e.V. hat bei seiner diesjährigen Mitgliederversammlung mit einer einstimmigen Satzungsänderung eine neue Struktur etabliert, den langjährigen Co-Vorsitzenden Lutz Adam verabschiedet und einen neuen Vorstand gewählt.

Vorgeschichte
Lutz Adam hat bereits im letzten Sommer angekündigt, dass er zur Mitgliederversammlung im Herbst 2021 sein Amt als Co-Vorsitzender von adis e.V. abgeben wird. Er hatte dieses Ehrenamt seit der Vereinsgründung 2014 in wechselnden Besetzungen mit großem Engagement ausgeübt. Neben persönlichen Gründen wies Lutz schon damals darauf hin, dass ein Verein mit einem hauptamtlichen Team von 20 Mitarbeitenden und einem siebenstelligen Jahresumsatz nicht mehr von einem ehrenamtlichen Vorstand verantwortet werden kann.

Der Verein hat sich daraufhin auf den Weg gemacht und in verschiedenen Workshops im hauptamtlichen Team sowie mit den anderen Vereinsmitgliedern eine neue Struktur entwickelt. Bald zeichnete sich ab, dass wir die Verantwortung für das komplexe Gebilde unserer Arbeit in das hauptamtliche Team holen müssen. Ziel war dabei, die in den letzten Jahren erfolgreich etablierte Struktur der Kollegialen Führung nicht auszuhebeln, sondern weiterzuentwickeln.

Eine neue Struktur
Wie soll das nun konkret aussehen? Ein von der Mitgliederversammlung gewählter hauptamtlicher Vorstand aus dem Team trägt formal die Verantwortung, teilt sie aber in allen Entscheidungen, die nicht der MV vorbehalten sind, mit dem Plenum, also dem (großen) Teil der hauptamtlichen Mitarbeitenden, die sich in der Kollegialen Führung des Teams beteiligen. Der Vorstand kann mit ehrenamtlichen Mitgliedern aus den Reihen des Vereins erweitert werden, die dann keine persönliche Haftung übernehmen.

Die Mitgliederversammlung wählt daneben noch einen adis-Rat. Mindestens fünf Expert_innen aus Reihen der ehrenamtlichen Mitglieder oder auch von außerhalb des Vereins, sowie zwei Vertreter_innen des hauptamtlichen Teams beraten das Plenum und damit auch den Vorstand in strategischen Fragen. Der adis-Rat wird auch insbesondere bei allen Fragen eingebunden, bei denen für den Verein rechtliche oder wirtschaftliche Risiken bestehen (Compliance).
Bei der Entwicklung dieser neuen Vereinsstruktur hatten wir dabei den Reutlinger Rechtsanwalt Wolfgang Beckmann an unserer Seite. Er gab uns die Sicherheit, dass die gefundene Struktur mit dem Vereinsrecht vereinbar ist und half uns, diese Struktur auch in einen Satzungstext zu formulieren.

Die Mitgliederversammlung
Bei der Mitgliederversammlung am 11. November 2021 im Reutlinger franz.k wurde die neue Satzung nun einstimmig verabschiedet. Dieses Ergebnis täuscht allerdings etwas darüber hinweg, dass es im Vorfeld und zu Beginn der Mitgliederversammlung auch kritische Stimmen aus den Reihen von Gründungsmitgliedern gab, die sich eine stärkere Kontrolle des hauptamtlichen Teams durch einen Aufsichtsrat oder auch eine stärkere Beteiligung der Mitglieder in Gremien wünschen.

Alle Beteiligten am Vereinsumbau nehmen diese Bedenken ernst und werden sie in der weiteren Entwicklung mit einbeziehen. Wir haben verabredet, mit der neuen Struktur Erfahrungen zu sammeln und sie in einem gemeinsamen Lernprozess mit Team, adis-Rat und Mitgliedern weiterzuentwickeln.
Der bisherigen Co-Vorsitzenden Lutz Adam und Sabine Eulerich Gyamerah wurden nach den schriftlich vorliegenden Berichten der Kassenprüfer entlastet. Als neue hauptamtliche Vorstände wurden die beiden bisherigen Geschäftsführenden Marjam Kashefipour und Andreas Foitzik gewählt. Die bisherige Co-Vorsitzende Sabine Eulerich Gyamerah wurde als ehrenamtliches Vorstandsmitglied gewählt.

Als adis-Rät_innen wurden Alexa Conradi, Jana Mokali, Ulrike Sammet, Gerlinde Röhm und Annagreta König gewählt und mit großem Applaus in der neuen Aufgabe begrüßt.

Als Kassenprüfer wurde Alfons Eckmann wieder- und Eberhard Schwille neugewählt.

Verabschiedung von Lutz Adam
Nach der vier Stunden langen zum Teil intensiven, aber immer konstruktiven Mitgliederversammlung kam es dann zu der emotionalen und würdigen Verabschiedung von Lutz Adam.

Den Anfang machte Sabine Eulerich Gyamerah, die seit zwei Jahren mit Lutz den Co-Vorsitz des Vereins teilte. Sie bedankte sich für die angenehme Zusammenarbeit und gab zu, immer wieder von neuem erstaunt gewesen zu sein, was Lutz alles im Blick hatte und in was er sich alles eingearbeitet hat. „Egal ob schwierig, trocken, langweilig oder mühsam – du hast dich gekümmert und sehr viel gearbeitet“. In ihren Gesprächen mit Lutz schätzte sie vor allem sein Zuhören und Verständnis zeigen und andere mitdenken. „Diese Bausteine für das adis-Sein insgesamt hast du wirklich verkörpert“.

Jana Mokali, langjährige ehrenamtliche Vorstandskollegin würdigte Lutz` Rolle als Initialzünder und für sie persönlich auch Gründungsvater in der Entstehungsgeschichte vom heutigen adis e. V.. „Lutz hat die ganze Last der Aufgaben eines Vorstandes immer wieder alleine getragen, sich nicht beschwert, im Gegenteil, er war stets bemüht die anderen Vorstandsmitglieder zu informieren und mitzunehmen“. Dafür sei sie sehr dankbar.

Mit Josephine Jackson erinnerte sich dann ein Gründungsmitglied des Runden Tisches, der knapp zehn Jahre vorher sich in eben diesem Raum, in dem die Verabschiedung war, zum ersten Mal getroffen hat. „Was Lutz und ich teilen, ist die Empörung über Ungerechtigkeit. Auch wenn wir biographisch anscheinend kaum Gemeinsamkeiten haben, teilen wir den Aktivismus und das Elternsein“. Aus dieser gemeinsamen Erfahrung heraus würdigte sie, dass Lutz neben der Verantwortung für seine Kinder wichtige Aufgaben bei adis übernommen habe, teils unbezahlt und oft zu nicht familienfreundlichen Zeiten. Was ihr besonders schon aus der Anfangszeit in Erinnerung geblieben ist: „Lutz hat den Schwerpunkt Empowerment von Anfang an unterstützt, im Sinne des Power-Sharings war das Haus der Jugend schon während den Anfängen immer offen für Gruppen und Empowerment-Workshops.“

Den Schluss machte Marjam Kashefipour, die auch schon mit Lutz gemeinsam Co-Vorsitzende war und die letzten Jahre als Teil der Geschäftsführung eng mit ihm zusammengearbeitet hat. Dabei fand sie besonders bemerkenswert, dass sie „nie das Gefühl hatte, dass Lutz sein Amt ausführt, um sich zu profilieren. Er ist nicht der gewesen, der sich vorne hingestellt hat, um den Applaus zu bekommen. Deswegen hat es oft an Applaus gefehlt, den er eigentlich bekommen sollte“. Mit diesen Worten bat sie die anwesenden Mitglieder Lutz für seine Arbeit heute mit Applaus zu würdigen.

Borghild Strähle überreichte ihm als kleines Dankeschön neue Wanderschuhe und wünschte ihm, dass sie ihn auf vielen weiteren Wegen begleiten werden und dass diese Wege hoffentlich immer wieder auch gemeinsame sein mögen.

Lutz Adam bedankte sich bei den Redner_innen für die emotionalen Worte und bei die Mitgliedern für den warmen und langanhaltenden Applaus sowie das langjährige Vertrauen. Er verwies aber insbesondere auf den persönlichen Gewinn dieses Ehrenamtes, das ihn einen spannenden Lernprozess zu Fragen rund um das Thema Diskriminierung ermöglicht hat.

Bei einem Gläschen Sekt und dem Fingerfood-Buffet des Cafe Nepomuk klang der Abend gemütlich aus.

Verabschiedung Lutz Adam