Pressemitteilung der LAG Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg

Aus Angst vor dem Virus darf keine Diskriminierung werden!
Beratungsstellen gegen Diskriminierung im Land bieten Unterstützung an

Bundesweit berichten Menschen, denen andere einen ‚asiatischen‘ Hintergrund
zuschreiben, von rassistischen Diskriminierungen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus. Sie erleben in alltäglichen Situationen, aufgrund ihres Aussehens oder ihrer (vermeintlichen) Herkunft zurückgewiesen und benachteiligt zu werden. So verweigerten andere ihnen den Zutritt zu Arztpraxen oder Läden und verwehrten ihnen aus diesem Grund sogar Wohnungen. Weltweit wehren sich Menschen gegen solche rassistischen Zuschreibungen, wie die Hashtags #IchBinKeinVirus, #IAmNotAVirus, #JeNeSuisPasUnVirus in den sozialen Medien oder die Website Sinophobia Tracker (https://sites.google.com/view/sinophobia-tracker/stories) verdeutlichen. Auch in Baden-Württemberg suchen Menschen Beratungsstellen gegen Diskriminierung auf, weil sie in Zusammenhang mit dem Coronavirus diskriminiert werden.
Wir wollen hier eindeutig klarstellen: Bei konkreten Verdachtsfällen aufgrund entsprechender Symptome und Reisen in bekannte Corona-Krisengebiete sind angemessene Schutzmaßnahmen zu treffen. Die Angst vor dem Coronavirus rechtfertigt aber niemals rassistische Zuschreibungen und Ausgrenzungen aufgrund einer anhand äußerer Merkmale zugeschriebenen Herkunft.
Bernhard Franke, der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, stellt unter Berufung auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) klar: „Menschen, die im Arbeitsleben oder bei Alltagsgeschäften Benachteiligungen wegen ihrer ethnischen Herkunft erleben, können dagegen auch vor Gericht vorgehen und die Verursacher der Diskriminierung auf Entschädigung und Schadensersatz verklagen“ (siehe Pressemitteilung im Anhang).
Wer von solchen diskriminierenden Erfahrungen betroffen ist, kann sich in den Beratungsstellen gegen Diskriminierung Unterstützung holen oder sich an unsere Onlineberatung wenden. Hier erhalten Ratsuchende die Möglichkeit, über ihre Erfahrung zu sprechen und können gemeinsam mit Antidiskriminierungsberaterinnen überlegen, ob und welche Schritte sie gegen die Diskriminierung unternehmen wollen. Sie können auch jederzeit Kontakt aufnehmen, wenn sie die erlebte Diskriminierung lediglich melden möchten, damit die Vorfälle dokumentiert sind. Alle, die selbst nicht von rassistischen Zuschreibungen betroffen sind, fordern wir auf, sich solidarisch zu verhalten und sich gegen Diskriminierung jedweder Art entschlossen zur Wehr zu setzen. Insbesondere rufen wir Journalistinnen auf, ihrer Verantwortung als Multiplikatorinnen gerecht zu werden. Wir unterstützen hiermit die Aufforderung von korientation e.V. und den Neuen deutschen Medienmacherinnen: „Eine übersteigerte Angst vor dem Corona-Virus rechtfertigt keinen
Rassismus. Wir empfehlen deshalb bei der Berichterstattung auf diskriminierende Wortwahl und Bildsprache zu achten, eine Kulturalisierung der Viruskrankheit zu vermeiden und nicht ausschließlich die westliche Perspektive einzunehmen. Die Aufgabe von Journalist*innen ist zu berichten, ohne dabei ganze Gruppen der Weltbevölkerung zu stigmatisieren“ (siehe Pressemitteilung im Anhang).


In der LAG Antidiskriminierungsberatung (www.lag-adb-bw.de) sind die Beratungsstellen gegen Diskriminierung zusammengeschlossen, die von der Landesantidiskriminierungsstelle (LADS) des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg (www.lads-bw.de) gefördert werden.
Sie sind professionelle Anlaufstellen für alle Menschen, die z.B. aufgrund der zugeschriebenen Herkunft, der Hautfarbe, der Religion, der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu, der Behinderung, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder des Alters strukturell oder individuell von Diskriminierung betroffen sind.
Es gibt Beratungsstellen in Esslingen, Friedrichshafen, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Stuttgart und Tübingen/Reutlingen. Für andere Regionen können wir mobile Beratungsangebote, sowie unsere Online-Beratung (www.adis-online.com) anbieten.

Kontakt LAG Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg

Andreas Foitzik
adis e.V. – Antidiskriminierung · Empowerment · Praxisentwicklung
Fürststraße 3, 72072 Tübingen
Telefon: 07071 7955912
Mobil: 0157 7166 4243
andreas.foitzik@adis-ev.de

Anna Stamm und Eben Louw
Antidiskriminierungsstelle
im Netzwerk für Gleichbehandlung Freiburg
07612962586