Das Team von adis e.V. verabschiedet mit dem Jahresabschluss 2025 die langjährige Kollegin Margarte Brugger in den Ruhestand.  

Margarete hat seit 2019 den Standort Karlsruhe der Beratungsarbeit mira (Mit Recht bei der Arbeit) aufgebaut. In dieser Zeit war sie für eine sehr große Zahl von Geflüchteten und Drittstaatenangehörigen, die am deutschen Arbeitsmarkt Arbeitsausbeutung erleben, ein Mensch, der zuhört und ihre Anliegen und Problemlagen ernst nimmt. Es ging ihr immer auch darum, sich für die Rechte der Menschen, die zu ihr kamen, stark zu machen und sie beharrlich dabei zu unterstützen ihr Recht bei der Arbeit zu bekommen.   

Bereits seit 2017 hatte Margarete als Honorarkraft für unser Projekt klever-iq Seminare für Jobcenter und Agenturen für Arbeit durchgeführt. In dieser Zeit absolvierte sie auch bei adis eine Ausbildung zur EXIT-Trainerin und führte seither an ihrem Wohnort Freiburg EXIT-Angebote für geflüchtete Frauen durch. Mit diesen Angeboten werden Menschen, die unter starkem Stress leiden oder Traumata erlebt haben, dabei unterstützt, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, in der Gegenwart anzukommen, und nach vorne zu blicken. Margarete hat in Freiburg über mehrere Jahre sehr erfolgreich EXIT-Kurse durchgeführt, dabei tragende Kooperationen aufgebaut und vor allem sehr viele geflüchtete Menschen mit ihrer Arbeit berührt. 

Wie sehr sie den politischen Auftrag der Sozialen Arbeit verinnerlicht hat, wurde besonders in ihrer mehrjährigen Unterstützung der georgischen Saisonarbeiter_innen sichtbar. Die Gruppe hatte 2021 in ihrem Heimatland auf die Arbeits- und Lebensbedingungen bei einem Obsthof am Bodensee aufmerksam gemacht und dabei für viel Entrüstung gesorgt. Über eine Intervention der Bundesregierung kam der Fall zu mira. Werner Langenbacher von der katholischen Betriebsseelsorge erinnert sich an den Beginn dieser Kampagne: „Nachdem die Nachricht bei den Beratungsstellen ankam, machten uns auf die Suche nach dem Obsthof. Dort treffen wir in einer Pause die georgischen Erntehelfer_innen an, die uns Skandalöses berichteten.Dies ist der Beginn einer intensiven Zusammenarbeit, in der sich die Hartnäckigkeit und Durchsetzungsfähigkeit von Margarete zeigt.Sie verhandelt mit dem Bauer, sorgt dafür, dass gerichtliche Prozesse eingeleitet werden, kümmert sich um einen anderen Hof in Niedersachsen, bei dem es dann aber auch nicht besser läuft. Für die georgischen Menschen ist Margarete zu einer Prophetin und Kämpferin geworden, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzt. Dies habe auch ich immer wieder bewundert.“  

Margarete hat verschiedene Kooperationen auf Landes- und Bundesebene aufgebaut und so möglich gemacht, dass die Gruppe zuerst den Obstbauern am Bodensee und dann auch den Obstbauern in Niedersachsen verklagen konnten. In beiden Fällen mit Erfolg. Levani Idadze, der Sprecher der Gruppe beschreibt Margarete als „wundervollen Menschen“.   

„Ich werde nie vergessen, wie du mir und meiner Gruppe geholfen hast. Mit deinem Mut, deiner Geduld und deinem großen Herzen hast du uns Hoffnung gegeben. Ich wünsche dir für die Zukunft alles erdenklich Gute – Glück- Gesundheit und viele schöne Jahre voller Lachen.“  

Der Fall wurde auch überregional wahrgenommen. Benjamin Luig, Fachreferent für Agrarwirtschaft der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt schreibt: „Margarete hat mit ihrem Engagement, ihrer Beharrlichkeit und ihrer Klarheit viel für die Saisonarbeiter_innen in der Bodenseeregion getan. Margaretes Arbeit mit Levani und seinen Kollegen ist für das Bündnis „Initiative Faire Landarbeit“ vorbildhaft. Dafür sind wir ihr sehr dankbar“. 

Tobias Seitz heute beim Deutsches Institut für Menschenrechte beschreibt, wie ihn Margaretes „Sinn für Gerechtigkeit, ihre Entschlossenheit und gleichzeitig ihre Herzlichkeit total inspiriert und geprägt haben“. „Die gemeinsame Kampagne zur Unterstützung der georgischen Kolleg_innen hat mir trotz der Rückschläge Hoffnung und Motivation gegeben.“ 

Margarete hat ihrem mira-Teamkolleg_innen immer zum Jahresende wertschätzende und nachdenkliche Postkarten geschickt.  Eine verbinden wir besonders mit Margarete. „Sei eine Schale und kein Fluss!“   

Liebe Margarete, wir wünschen dir, dass dich all die Erfahrungen, Ressourcen und Fähigkeiten, die du in deiner Schale gesammelt hast, nun nähren werden in den Jahren, die vor die liegen.