Die Jugendmigrationsdienste begleiten und unterstützen junge Menschen mit Migrationsgeschichte bei vielen wichtigen Lebensthemen im Bereich Schule, Ausbildung, Beruf, Freizeit, Partizipation etc. In all diesen Lebensbereichen machen die jungen Menschen auch immer wieder die Erfahrung von Diskriminierung. Für die Auseinandersetzung mit Diskriminierung finden die jungen Menschen oft keine Ansprechpersonen, die ihre Erfahrungen anerkennen, zuhören und sie ernst nehmen.
Diese Fortbildung will Mitarbeitende der Jugendmigrationsdienste qualifizieren, junge Menschen mit Diskriminierungserfahrungen professionell zu unterstützen.
Zielgruppe
Die Fortbildung richtet sich vorrangig an Mitarbeitende aus den Jugendmigrationsdiensten, bei Interesse auch aus anderen Feldern der Jugendsozialarbeit. Die Fortbildung ist für Teilnehmende mit und ohne Diskriminierungserfahrung konzipiert.
Ziele und Inhalte
Die Fortbildung hat das Ziel, dass die Teilnehmenden einen professionellen Umgang mit Diskriminierungserfahrungen von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte entwickeln. Die Fortbildung konzentriert sich auf die Bereiche Beratung und Gruppenangebote, die die Jugendmigrationsdienste in ihrer regulären Arbeit, aber auch in den Projekten „Respekt Coaches“, „JMD im Quartier“, Integrationsprojekten (BAMF) usw. anbieten.
Antidiskriminierung und Empowerment in der Beratung
Was bedeutet Antidiskriminierungsberatung? Wie sieht ein rechtliches Verständnis von Diskriminierung aus, wie sieht ein beraterisches Verständnis aus? Was brauche ich für eine kompetente Erst- oder Verweisberatung?
Ziel der Fortbildung ist es, sich Kompetenzen für eine Erst- und Verweisberatung im Zusammenhang mit Diskriminierungsfällen anzueignen, die im eigenen Beratungsfeld auftauchen.
In den letzten zehn Jahren hat sich in Deutschland das Handlungsfeld der professionellen Antidiskriminierungsberatung entwickelt. Die im Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) zusammengeschlossenen Beratungsstellen haben Beratungsstandards entwickelt und veröffentlicht. Gemeinsam mit adis e.V. hat der advd ein Weiterbildungskonzept erarbeitet
und nun mehrfach bundesweit durchgeführt. Hieraus können für die Einzelfallberatung im JMD wichtige fachliche Anregungen zur Weiterentwicklung gezogen werden.
Pädagogischer Umgang mit Diskriminierungserfahrungen in Gruppenangeboten
Wie schaffe ich einen Schutzraum, in dem junge Menschen über ihre Diskriminierungserfahrungen sprechen? Wie muss dieser Raum beschaffen sein, damit es nicht zu erneuten Verletzungen kommt? Wie können sich junge Menschen gegenseitig stärken? Wie können sie einen eigenen Umgang mit ihren Diskriminierungserfahrungen entwickeln? Wie können sie für die Zukunft ihre Handlungsoptionen erweitern?
In der Fortbildung geht es um das bewusste Herstellen von Räumen, in denen junge Menschen zu ihren Diskriminierungserfahrungen arbeiten und sich selbst und gegenseitig empowern.
Verschiedene Akteur*innen haben Empowermentangebote für junge Menschen praktisch und konzeptionell weiterentwickelt, so zum Beispiel auch adis e.V.. Aus diesen Praxiserfahrungen können die JMD für ihre Gruppenangebote neue Impulse bekommen.
Inhalte kurz und bündig:
- Grundlagen von Diskriminierung
- Wirkungsweisen von Diskriminierung auf junge Menschen
- Pädagogischer Umgang mit Diskriminierung
- Umgang mit Fragen und Dilemmata im Feld Diskriminierung
- Auswirkungen von vorhandener oder fehlender eigener
Diskriminierungserfahrung
in der Arbeit mit der Zielgruppe - Grundlagen von Empowerment und Powersharing
- Antidiskriminierung und Empowerment in der Beratung
- Praxisbeispiele von Empowermentangeboten
- Konzipierung von (offenen und geschlossenen) Gruppenangeboten
für junge Menschen mit Diskriminierungserfahrungen
Methoden
- Prozessorientierte Herangehensweise
- Arbeit an den konkreten Praxiserfahrungen und Fragen der Teilnehmenden
- Vermittlung theoretischer Grundlagen
- Fallarbeit
- Selbstreflexion
- Kollegialer Austausch
Je nach Gruppenzusammensetzung bieten wir unterschiedliche Räume/Methoden, in denen die Teilnehmenden mit und ohne eigene Diskriminierungserfahrungen ihre Praxis reflektieren und entwickeln.
Umfang und Termine
Die Weiterbildung umfasst zwei Module à drei Tage.
Modul 1 | 24.-26.06.2019 | Grundlagen: Diskriminierung Umgang mit Diskriminierung in der Beratung |
Referent*innen:
Andreas Foitzik und Marjam Kashefipour |
Modul 2 | 25.-27.09.2019 | Grundlagen: Empowerment und Powersharing Pädagogischer Umgang mit Diskriminierungserfahrungen in Gruppenangeboten | Referent*innen: Elisabeth Yupanqui-Werner und Marjam Kashefipour |
Referent*innen
Andreas Foitzik istDiplompädagoge und Psychodramaleiter.
Er ist Geschäftsführer von
adis e.V. mit den Schwerpunkten Antidiskriminierung und
diskriminierungskritische Öffnung in den Felder Jugendsozialarbeit, Schule und
Arbeitsmarkt. Er war langjährig Leiter des Jugendmigrationsdienstes im
Fachdienst Jugend, Bildung, Migration der BruderhausDiakonie Reutlingen.
Elisabeth Yupanqui-Werner ist Diplompädagogin, Supervisorin und Coach (DGSv) und arbeitet bei adis e.V. im Pilotprojekt „Empowerment – quer gedacht“. Sie hat langjährige Erfahrungen in den Themenfeldern Kooperation Jugendarbeit & Schule, ressourcenorientierte Kompetenzentwicklung, Rassismuskritik, Diversity und Gemeinwesenarbeit.
Marjam Kashefipour ist Ethnologin und Islamwissenschaftlerin. Sie hat ihre Arbeitsschwerpunkte in den Bereichen Antidiskriminierung, Rassismuskritik, QueerFeminismus und Empowerment. Sie ist Geschäftsführerin bei adis e.V. und ist Projektleitung im Projekt „Empowerment – quer gedacht!“.
Kosten
Die Kosten für beide Module betragen 250 Euro. Darin beinhaltet sind Snacks und Getränke während der Fortbildungszeiten.
Teilnehmende tragen die Kosten für die Übernachtungen, die Hauptmahlzeiten mit Getränken und die An- und Abreise eigenständig.
Tagungsort
Evangelische Tagungsstätte Hofgeismar
Gesundbrunnen 8
34369 Hofgeismar
www.tagungsstaette-hofgeismar.de
Anmeldung und Bewerbungsverfahren
Anmeldeschluss ist der 31.03.2019. Update 08.04.: es sind noch ein paar wenige Plätze frei!
Wir bitten Sie, mit Ihrer Anmeldung ein kurzes formloses Motivationsschreiben zu schicken. Um eine Fortbildungsgruppe aus Menschen mit und ohne eigene Diskriminierungserfahrungen zu ermöglichen, werden wir gegebenenfalls einige Plätze bis zum Anmeldeschluss reservieren.
Anmeldungen und Motivationsschreiben bitte per Email an marjam.kashefipour@adis-ev.de
Ansprechpartnerin:
Marjam Kashefipour
adis e.V. – Antidiskriminierung Empowerment Praxisentwicklung
Aixerstraße 12, 72072 Tübingen
marjam.kashefipour@adis-ev.de, 07071 14310415
Kooperation
Die Fortbildungsreihe ist Bestandteil einer Kooperation der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. und adis e.V. im Rahmen des Projektes „Empowerment – quergedacht!“.
Ausschreibung im pdf-Format: