Dekolonialer Lernraum: „Creating Space for Social Justice – Veränderungsprozesse in Gruppen verkörpern“

„Another world is not only possible, she is on her way. On a quiet day, I can hear her breathing“ Arundhati Roy

Träumst du auch von Gruppen und Kollektiven,

… die gesellschaftliche Verhältnisse verändern

… die ihre Visionen und Ideale nicht nur anstreben, sondern im Hier und Jetzt praktizieren

… die Macht- und Unterdrückungsverhältnisse verlernen

… die ein anderes Miteinander entwickeln und verkörpern

… in denen Verschiedenheit nährend ist

Warum dieser Lernraum?

„Wie können wir uns über unsere Unterschiedlichkeit hinweg organisieren, ohne sie zu leugnen oder überzubewerten?“ Audre Lorde

Viele von uns sind aktiv in Gruppen, die nach sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Transformationsprozessen streben. In Empowermentgruppen, in der Klimabewegung, in queeren communities, in antirassistischen Gruppen, in kapitalismuskritischen Organisationen, in Antidiskriminierungsvereinen und vielem mehr kämpfen, träumen, gestalten und arbeiten wir für unsere Visionen von einer anderen Gesellschaft.

Creating Space for Social Justice

Doch häufig erleben wir in den Gruppen und communities das Gegenteil von dem, wonach wir streben.

Zum einen sind in Gruppen gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse (wie Rassismus, Cis-Heteronormativität, Ableism, etc.) in Strukturen eingeschrieben und werden im Miteinander reproduziert – meist ohne es zu wollen und oft auch teilweise auch ohne es zu realisieren.

Zum anderen bestehen Gruppen aus Menschen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionierungen, deren Grad der Auseinandersetzung und des Umgangs damit unterscheiden. Darüber hinaus haben alle unterschiedlichen Ressourcen, unterschiedlichen Kommunikations- und Handlungsstrategien, unterschiedliche biographische Auseinandersetzungen und unterschiedliche Bedarfe nach Vertrauen und Sicherheit.

Diese strukturellen und individuellen Unterschiede in Gruppen können zu schmerzhaften Erfahrungen, Isolation, inneren oder äußeren Abkehr oder Abbruch von Einzelnen oder der Gruppe führen.

Der Lernraum beschäftigt sich mit den Fragen, wie …

… können Gruppen ihre Visionen von sozialer Gerechtigkeit leben und verkörpern

… können Gruppen mit all ihrer Unterschiedlichkeit gehalten und begleitet werden

… können Einzelne in Gruppen gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse verlernen oder davon heilen

Der Lernraum hat das Ziel, Räume des kollektiven Miteianders zu schaffen zum …

… Austausch unserer Erfahrungen

… Teilen des Gelingenden

… Verlernen und Heilung

… Einüben von Praktiken

… Ausprobieren und Träumen

Um welche Inhalte geht es?

Das wir prozesshaft und den Lernraum nach Fragen und Bedarfen der Gruppe gestalten, ist dies nur eine mögliche Auswahl:

  • Lernrnaum – Was ist Lernen für mich? Was sind meine Fragen? Wie will ich lernen?
  • Holding Space – die Gruppe und den Rahmen halten
  • Diskriminierung und Heterogenität – Umgang mit Diversität in Gruppen
  • Verkörperung von sozialer Gerechtigkeit – Praktiken, Rituale und Accountability
  • Self-Care und Community Care
  • Community Arts – Künstlerischen Arbeiten mit Gruppen, um Gemeinschaft zu schaffen
  • Psychoedukation und Traumasensibles Anleiten
  • Basis Prinzipien und Methoden: Rollen, Moderation, Entscheidungsfindung, Konflikte

Wer gestaltet den Lernraum?

Marjam Kashefipour (Pronomen sie/ihr): Ich liebe es mit anderen in Gruppen für gesellschaftliche Gerechtigkeit zu kämpfen. Ich bin überzeugt davon, dass viele andere Welten möglich sind und möchte möglichst viele meiner Ideale und Visionen im Hier und Jetzt leben. Prägend waren für mich in der Vergangenheit insbesondere queerfeministische und kapitalismuskritische Zusammenhänge sowie selbstverwaltete Kollektive. In BiPoC Empowermentgruppen habe ich als white passing BiPoC ein tieferes Verständnis über mich, Herrschaftsverhältnisse und meine Verbundenheit mit anderen erfahren. Ich entwickele gerne mit anderen Gruppenprozesse und Strukturen. Mein Fokus liegt auf dem Halten und Moderieren von Gruppenprozessen. Insbesondere interessiert mich dabei der Umgang mit Unterschiedlichkeit, die Auseinandersetzung mit Diskriminierungsverhältnissen und die Verbindung von nachhaltigem Aktivismus und Care-/Lohnarbeit.

 Elisabeth Yupanqui Werner (Pronomen sie/ihr): ich gestalte gerne mit anderen gemeinsam kollektive experimentelle Lernräume und kreative heilsame Transformationsprozesse. Als queere BIPOC Person liegt es mir am Herzen Bewegung, Atem, Imagination, Kunst, Psychodrama, Schamanismus und Meditation zu verbinden und Gruppen und Communities mit ihrem ganzheitlichen Wissen und ihren Visionen eines neuen Miteinanders in Richtung soziale Gerechtigkeit in Kontakt zu bringen. Als Coach und Supervisorin begleite ich gerne Menschen dabei, ganz bei sich selbst nach Hause zu kommen, sich an die eigene Größe und Kraft zu erinnern und den Platz in der Welt einzunehmen, an dem die eigenen Talente und das innere Wissen blühen und dem Ganzen dienen können. Ich bin der Überzeugung das spirituelle Praktiken eine gute Grundlage für persönliche und intergenerationale Heilungsprozesse sind, um Menschen und Communities dabei zu unterstützen befreiende Praktiken zu verkörpern.

adis e.V. ist Trägerin der professionellen Antidiskriminierungsarbeit in der Region Reutlingen/ Tübingen und Fachstelle zum Thema Diskriminierung und Empowerment. adis e.V. ist ein kollegial geführter Verein und hat in den vergangenen Jahren Strukturen für eine kollektive Verantwortungsübernahme und Entscheidungsprozesse entwickelt und ist weiter am Lernen.

Elisabeth und Marjam sind beide Gründungsmenschen von adis e.V. und arbeiten im Bereich Empowerment. Sie haben vielfältige Erfahrungen in horizontalen Empowermenträumen. Darüber hinaus machen sie Fachberatung und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung für kleine und große Empowermentgruppen, Selbstorganisationen, Vereine, Träger und Institutionen.

Der Lernraum wird im Rahmen des Projektes Amplifying Voices veranstaltet. In dem Projekt geht es um Empowerment und die „Verstärkung von Stimmen“ von Menschen mit Diskriminierungserfahrungen in politischen Prozessen https://adis-ev.de/empowerment/amplifying-voices.

Infos zum Lernraum?

Der Lernraum findet soweit pandemiebedingt möglich im Bildungshaus St. Luzen, Hechingen statt: https://luzen.de/

Alle Seminarräume sind barrierefrei zugänglich. Es gibt 5 barrierefreie Zimmer, die wir reserviert haben. Die Bildungsstätte ist per Bahn erreichbar. Einen (barrierefreien) Shuttle vom Bahnhof können wir organisieren.

Modul 1:           17.10. – 19.10.2022

Modul 2:           21.11. – 23.11.2022

Modul 3:           16.01. – 18.01.2023

Modul 4:           26.04. – 28.04.2023

Modul 5:           26.06. – 28.06.2023

Beginn ist jeweils um 10.30 Uhr am ersten und Ende um 15 Uhr am letzten Tag.

Was kostet der Lernraum?

Es ist uns wichtig, dass möglichst jede Person, die sich für den Lernraum interessiert auch teilnehmen kann. Gerade auch Personen aus prekären Verhältnissen. Deshalb gibt es den Community-Betrag. Dafür braucht es auch Menschen, die bereit sind, einen solidarischen Preis zu zahlen, der die Community-Plätze mitfinanziert. Jede Person hat sehr unterschiedliche Ressourcen und Möglichkeiten zur Verfügung. Bitte prüfe welchen Preis du zahlen kannst. (Zur Orientierung: https://tinyurl.com/Einschaetzung-Betragshoehe)

  • Solidarischer Betrag 1.600.-€
  • Basis Betrag 1.200.-€
  • Community Betrag 600.-€

In den Kosten sind Übernachtung und Vollverpflegung für alle 15 Tage enthalten.

Du bekommst Anfang Oktober 2022 eine Rechnung über einen Teil der Kosten und Mitte Januar 2023 über den Restbetrag.

Was verstehen wir unter dem Format „Dekolonialer Lernraum“?

In adis e.V. haben wird das Format des „Dekolonialen Lernraumes“ entwickelt und erprobt, weil wir glauben, dass Lernen nicht über eine allwissende Lehrkraft passiert, die am besten weiß, was gelernt werden sollte und welche Methoden es dafür braucht.

Wir glauben, Lernen entsteht aufgrund eines Interesses, einer Frage oder einer Krise aus der eigenen Praxis/Erfahrung: jede Person weiß am besten was sie lernen will und wie sie es am besten lernt. Deshalb verstehen wir Lernen als selbsttätiges Aneignen dieses Interesses mit dem Ziel, das eigene individuelle Handeln weiterzuentwickeln. Dafür braucht es Räume und Prozesse des aktiven Verstehens- und der Selbstveränderung – diesen möchten wir mit dem Lernraum anbieten.

Als Lernraum-Anleitende tragen wir keine Verantwortung dafür, was die Teilnehmenden lernen, sondern nur dafür, dass sie das lernen können, was sie lernen wollen. Wir geben nicht die richtigen Antworten, sondern unterstützen, die richtigen Fragen zu stellen. Wir können anregen, „Erfahrungen in die Krise zu führen“, damit die Widersprüche, an denen gelernt wird, fokussierter erkannt werden können. Wir unterstützen Problemlösungsversuche durch die kollektive Weitergabe von Erfahrungen im Lernraum. Wir halten den Rahmen, damit es für alle möglich wird, sich auf unsicheres Terrain vorzuwagen. Wir haben keinen Masterplan, wo es hingeht, sondern entwickeln Schritt für Schritt mit der Gruppe den gemeinsamen Weg.

Mit welchen Prinzipien arbeiten wir?

EachOneTeachOne… empowermentorientiert … diskriminierungskritisch … inspirationsgeleitet… körperorientiert… langsam… machtkritisch… nicht_binär_denkend…  offen voneinander zu lernen… selbstverantwortlich… ubuntu… transparent…träumend… vertraulich … wertschätzend für das was da ist… widerstände_abwehr umarmend…

An wen richtet sich der Lernraum?

Der Lernraum richtet sich an alle, die …

… Teil von Gruppen, Initiativen, Empowermentzusammenhängen, Bewegungen oder ähnlichem sind, die nach mehr sozialer Gerechtigkeit streben und Gesellschaft verändern wollen.

… die aktiv diese Gruppen mitgestalten und hier neue Impulse setzen wollen.

… eine eigene Diskriminierungserfahrung erleben.

… bereits eine Auseinandersetzung mit der eigenen gesellschaftlichen Positionierung oder Empowermentprozesse begonnen haben.

… bereit sind, sich mit anderen über unterschiedliche Diskriminierungsverhältnisse auseinanderzusetzen.

… Lust haben, selbstverantwortlich zu lernen.

Wie kann ich mich anmelden?

Anmelden könnt ihr euch unter: https://tinyurl.com/creating-space

Anmeldeschluss ist der 24.04.2022

Du bekommst bis Ende April von uns eine Rückmeldung.

Wir führen Anfang Mai kurze Gespräche, um gemeinsam alle offenen Fragen zu klären.

Falls es Fragen im Vorfeld gibt, gerne melden bei elisabeth.yupanqui-werner@adis-ev.de oder marjam.kashefipour@adis-ev.de.

Der Lernraum findet im Rahmen des Projektes Amplifying Voices statt. Es wird als Bundesmodellprojekt vom BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert.

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