Genken an die Rechtsextremen Ausschreitungen in Hoyerswerda

Das erste rassistische Pogrom nach 1945 in Deutschland

Was geschah in Hoyerswerda?

Zwischen dem 17. und 23. September 1991 kam es in Hoyerswerda (Sachsen) zu tagelangen rechtsextremen Ausschreitungen.

Am 17. September 1991 griffen rechtsextreme Jugendliche zunächst vietnamesische Zigarettenhändler an. Nachdem diese in ihre Wohnunterkunft für verbliebene Vertragsarbeiter*innen aus Mosambik und Vietnam flüchteten, sammelte sich dort eine Gruppe Rechtsextremer, die mit Steinen auf das Haus warfen. Über die kommenden Tage versammelten sich rund 500 Menschen, die tagelang johlend vor den Häusern standen, teilweise klatschten und die Täter*innen unterstützten. Erst drei Tage später, am 20. September 1991 sperrte die Polizei das Areal der Vertragsunterkünfte, weshalb die Gewalttäter*innen schließlich weiterzogen – zum Asylbewerberheim, in welchem mehr als 200 Geflüchtete lebten. Mehrere Nächte lang wurden diese mit Steinen, Stahlkugeln und Molotowcocktails attackiert. Wieder vergingen Tage, bis die Opfer des Asylbewerberheims schließlich mit Bussen aus der Stadt abtransportiert wurden. Die Evakuierung der Flüchtlinge wird als Kapitulation vor den Rechtsextremen eingestuft.

 

Warum erinnern wir an diesen Tag?

  • Die Bilder aus Hoyerswerda verbreiteten sich schnell in den Medien und lösten in Deutschland und weltweit Entsetzen aus. Hoyerswerda wurde zu einem Symbol für rassistische Gewalt in Deutschland.
  • Hoyerswerda markiert das erste rassistische Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte und wurde zu einem Fanal: rassistische Gewalt wurde öffentlich sichtbar, Täter handelten vor den Augen jubelnder Anwohner*innen – und blieben weitgehend unbehelligt. Wohingegen die Opfer keine Solidarität, sondern Ausgrenzung und Vertreibung erlebten.
  • Hoyerswerda wurde zum Auftakt der sogenannten „Baseballschlägerjahre“ und zum Symbol für das Wegschauen von Staat und Gesellschaft.